BeReal: Kritik wegen Datenschutzverletzungen und Dark Patterns
Die Social-Media-App BeReal, bekannt für authentische Einblicke in den Alltag ihrer Nutzer:innen, steht massiv in der Kritik. Die Datenschutzorganisation noyb hat eine Beschwerde bei der französischen Datenschutzbehörde CNIL eingereicht. Der Vorwurf: BeReal setzt Dark Patterns ein, um Nutzer:innen zur Zustimmung in die Verarbeitung persönlicher Daten zu drängen. Dabei widersprechen die Methoden der App den Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Was macht BeReal besonders?BeReal wirbt mit dem Versprechen, eine authentische Alternative zu Plattformen wie Instagram zu sein. Täglich fordert die App ihre mehr als 23 Millionen Nutzer:innen zu einem spontanen Schnappschuss mit Front- und Rückkamera auf. Die Idee: ungeschönte, echte Momentaufnahmen des Alltags. Doch hinter diesem Konzept verbirgt sich ein großes Problem in Sachen Datenschutz.
Die Einwilligungsfalle: Ein „Nein" wird nicht akzeptiertSeit Juli 2024 sehen Nutzer:innen in Europa beim Start der App ein Einwilligungsbanner. Es bietet scheinbar die Wahl, der Nutzung persönlicher Daten für Werbezwecke zuzustimmen oder dies abzulehnen. Wer „Ja" klickt, sieht das Banner nie wieder. Entscheidet man sich jedoch für „Nein", wird das Pop-up bei jeder Nutzung der App erneut eingeblendet. Diese Praxis, auch bekannt als Consent Bypass, setzt Nutzer:innen so lange unter Druck, bis sie widerwillig zustimmen.
Lisa Steinfeld, Datenschutzjuristin bei noyb, kritisiert:
„Die App erweckt den Eindruck, dass sie die Entscheidung der Nutzer:innen respektiert, aber in Wahrheit versucht BeReal, ein Nein zu verhindern. Das ist ein klarer Verstoß gegen die DSGVO."
Die Methode von BeReal ist ein typisches Beispiel für Dark Patterns. Dabei handelt es sich um Designs, die gezielt darauf abzielen, Nutzer:innen zu bestimmten Entscheidungen zu manipulieren. In diesem Fall sollen sie dazu gebracht werden, einer Datennutzung zuzustimmen, die sie möglicherweise gar nicht wollen.
Der Europäische Datenschutzausschuss (EDPB) erklärte bereits 2022, dass wiederholte Einwilligungsaufforderungen die Freiwilligkeit der Zustimmung infrage stellen. Laut DSGVO muss eine Einwilligung jedoch immer freiwillig erfolgen, sonst ist sie ungültig.
Warum ist das problematisch?Dark Patterns beeinträchtigen die Rechte von Verbraucher:innen erheblich. Sie führen zu einer scheinbaren Zustimmung, die unter Druck erfolgt. Dies widerspricht den klaren Anforderungen der DSGVO, die vorschreibt, dass Nutzer:innen ohne Nachteile oder Zwang ablehnen dürfen.
Das Verhalten von BeReal zeigt, wie digitale Plattformen versuchen, gesetzliche Vorschriften zu umgehen. Anstatt ehrliche Wahlmöglichkeiten zu bieten, nutzen sie psychologische Tricks, um ihre Ziele zu erreichen.
noyb fordert KonsequenzenDie Datenschutzorganisation noyb fordert, dass BeReal seine Praktiken ändert und die Datenschutzvorgaben der EU einhält. Konkret verlangt noyb:
- Änderung der Einwilligungspraxis: Nutzer:innen sollen frei und ohne Nachteile „Nein" sagen können.
- Löschung betroffener Daten: Daten, die unter Druck gesammelt wurden, sollen gelöscht werden.
- Strafen: noyb schlägt vor, dass die CNIL eine Geldstrafe verhängt, um solche Verstöße künftig zu verhindern.
Wer BeReal nutzt, sollte sich bewusst sein, dass die Zustimmung zur Datenverarbeitung derzeit nicht wirklich freiwillig ist. Wer Datenschutz ernst nimmt, könnte über eine Deinstallation der App nachdenken, bis die Praxis geändert wird.
BeReal muss sich den Regeln der DSGVO anpassen. Dark Patterns und manipulative Designs sind keine Lösung, um Zustimmung zu erzwingen. Nutzer:innen sollten ihre Rechte kennen und kritisch bleiben, wenn Plattformen versuchen, sie unter Druck zu setzen.
Mit dem Fall BeReal zeigt sich einmal mehr, wie wichtig eine starke Durchsetzung von Datenschutzrechten ist. Organisationen wie noyb leisten hier wichtige Arbeit, um sicherzustellen, dass große Plattformen Gesetze einhalten und Verbraucher:innen schützen.
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Ihr Team von Datenschutz Prinz
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