Mozilla unter Beschuss: Firefox „Datenschutzfunktion" entpuppt sich als Tracking-Tool

Die Datenschutzorganisation noyb hat eine Beschwerde gegen Mozilla eingereicht. Grund dafür ist eine neue Funktion im Firefox-Browser, die als „datenschutzfreundliche Werbe-Messung" beworben wird. Doch anstatt den Datenschutz zu stärken, ermöglicht sie es, das Verhalten der Nutzer:innen zu tracken – und das ohne deren Zustimmung.

Was ist die „datenschutzfreundliche Werbe-Messung"?

Mit der neuen Funktion hat Mozilla eine Technologie implementiert, die herkömmliches Cookie-Tracking ersetzen soll. Dabei wird das Tracking direkt vom Browser übernommen:

  • Statt Cookies: Websites bitten Firefox, Informationen über Werbeinteraktionen der Nutzer:innen zu speichern. Diese Daten werden anschließend anonymisiert und zusammengefasst bereitgestellt.
  • Versprechen von Datenschutz: Mozilla behauptet, dass diese Methode weniger invasiv sei, da keine einzelnen Websites mehr persönliche Daten sammeln.


Doch die Realität sieht anders aus: Die Funktion ist zwar weniger aufdringlich als klassische Cookies, verstößt jedoch weiterhin gegen die DSGVO. Sie stellt eine zusätzliche Möglichkeit für Websites dar, personalisierte Werbung zu messen, und ersetzt bestehende Tracking-Methoden nicht vollständig.

Problem: Automatische Aktivierung ohne Zustimmung

Mozilla hat die „datenschutzfreundliche Werbe-Messung" mit einem Update standardmäßig aktiviert, ohne die Nutzer:innen darüber zu informieren oder ihre Zustimmung einzuholen:

  • Keine Transparenz: Die Funktion wird nicht einmal in den Datenschutzrichtlinien erwähnt.
  • Schwer auffindbare Deaktivierung: Wer die Funktion ausschalten möchte, muss tief in den Einstellungen suchen.
  • Kritik an Nutzern: Mozilla rechtfertigt diesen Schritt damit, dass Nutzer:innen angeblich nicht in der Lage seien, eine informierte Entscheidung zu treffen.


Felix Mikolasch, Datenschutzjurist bei noyb, kommentiert:
„Es ist ein Trauerspiel, dass Mozilla annimmt, ihre Nutzenden seien zu dumm, um sich zwischen Ja und Nein zu entscheiden. Die Nutzenden sollten die Möglichkeit haben, eine Wahl zu treffen, und die Funktion hätte standardmäßig ausgeschaltet sein müssen."

Datenschutzfreundlich oder irreführend?

Mozilla hat sich bisher als datenschutzfreundliche Alternative zu anderen Browsern wie Google Chrome positioniert. Doch mit der neuen Funktion scheint das Unternehmen einen ähnlichen Weg wie Google einzuschlagen. Googles „Privacy Sandbox" verfolgte eine vergleichbare Idee, scheiterte jedoch aufgrund massiver Kritik von Datenschützern.

Warum die Funktion problematisch ist:

  1. Automatisches Tracking: Nutzer:innen werden getrackt, ohne dass sie dem aktiv zugestimmt haben. Dies verstößt gegen die DSGVO, die eine explizite Einwilligung für jede Form der Datenverarbeitung fordert.
  2. Ersatz oder Ergänzung? Die Funktion ersetzt keine Cookies, sondern fügt dem bestehenden Tracking-System eine weitere Ebene hinzu.
  3. Fehlende Aufklärung: Nutzer:innen wurden weder informiert noch konnten sie sich gegen die Aktivierung entscheiden.

Was fordert noyb?

Die Organisation noyb hat eine Beschwerde bei der österreichischen Datenschutzbehörde (DSB) eingereicht. Ziel ist es, Mozilla zur Einhaltung der DSGVO zu bewegen. Konkret fordert noyb:

  • Deaktivierung der Funktion: Die „datenschutzfreundliche Werbe-Messung" soll standardmäßig ausgeschaltet sein.
  • Transparenz: Mozilla muss die Nutzer:innen klar und verständlich über die Datenverarbeitung informieren.
  • Löschung unrechtmäßig verarbeiteter Daten: Alle bereits erhobenen Daten sollen gelöscht werden.

Betroffene Nutzer:innen: Millionen weltweit

Firefox hat weltweit Millionen Nutzer:innen, die von der neuen Funktion betroffen sind. Besonders beunruhigend ist, dass viele von ihnen Mozilla bewusst nutzen, um Alternativen zu datenschutzkritischen Plattformen wie Google zu finden. Mit diesem Schritt riskiert Mozilla seinen Ruf als Vorreiter im Datenschutz.

Datenschützer:innen schlagen Alarm

Felix Mikolasch von noyb kritisiert, dass Mozilla mit dieser Funktion den Narrativen der Werbeindustrie folgt:
„Indem es Firefox in ein Instrument zur Werbemessung verwandelt, folgt Mozilla dem Narrativ, dass die Werbeindustrie ein Recht auf das Tracking von Nutzer:innen hat."

Der Vorwurf wiegt schwer: Statt den Schutz der Privatsphäre zu stärken, könnte Mozilla mit dieser Funktion sogar zum Handlanger der Werbeindustrie werden.

Was können Nutzer:innen tun?

Wenn Sie Firefox nutzen und Ihre Privatsphäre schützen möchten, sollten Sie die Funktion manuell deaktivieren. So geht's:

  1. Öffnen Sie die Einstellungen in Firefox.
  2. Gehen Sie zum Abschnitt „Datenschutz & Sicherheit".
  3. Suchen Sie nach der Option zur „Werbe-Messung" und schalten Sie diese aus.

Kein Datenschutz ohne Transparenz

Mozilla hat mit der Einführung der „datenschutzfreundlichen Werbe-Messung" möglicherweise gute Absichten verfolgt. Doch die mangelnde Transparenz und die standardmäßige Aktivierung ohne Zustimmung der Nutzer:innen werfen ein schlechtes Licht auf das Unternehmen. noyb setzt sich nun dafür ein, dass die Rechte der Nutzer:innen gewahrt bleiben. Diese Entscheidung wird nicht nur Mozilla, sondern auch die gesamte Branche prägen.

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Ihr Team von Datenschutz Prinz

Quelle: Noyb



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